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Die zentralen Ideen des Kreisauer Kreises

Der Kreisauer Kreis arbeitete grundlegend daran, Deutschland nach dem Krieg in einer demokratischen Struktur innerhalb eines demokratisch vereinten Europas neu zu organisieren. Seine Mitglieder stellten Fragen über Politik und Gesellschaft: Mit welchen politischen Mechanismen – wären sie vorhanden – hätte sowohl dieser Krieg als auch der Erste Weltkrieg verhindert werden können? Wie könnte das kriminelle Handeln des NS-Regimes in einer Weise bestraft werden, damit es vor zukünftigen Menschenrechtsverletzungen abschreckt? Würde ein nationales Strafgericht, das Nazi-Verbrechen verfolgt, genug Geltung besitzen, um Völkerrechtsverletzungen nicht straffrei geschehen zu lassen?

Es fanden mehrere hundert Sitzungen des Kreisauer Kreises in Berlin, München und andernorts in Deutschland statt. Der Kreisauer Kreis pflegte außerdem Kontakte zu Widerstands-gruppen in den besetzten Ländern wie Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen, und bat – vergeblich – um die Unterstützung der Alliierten Mächte.

Der Kreisauer Kreis leitete seine Ideen aus verschiedenen religiösen und ethischen Hintergründen ab: Einige Mitglieder waren Protestanten, andere Katholiken; einige hatten eine konservative Überzeugung, während andere Sozialisten waren. Sie unterschieden sich in den meisten Bereichen des menschlichen Miteinanders. Eines hatten sie jedoch gemeinsam: die Ablehnung des NS-Regimes.

Die Ideen des Kreisauer Kreises waren zukunftsorientiert. Sie arbeiteten daran, dass eine neue Zivilgesellschaft die Grundlage für die kommende deutsche Republik darstellen kann. Nach dem Scheitern der Weimarer Republik würden die Mitglieder des Kreisauer Kreises nicht einfach mit der Rückkehr zum Deutschland der Vorkriegszeit zufrieden sein. So waren zum Beispiel in einem neuen deutschen Staat keine politischen Parteien vorgesehen (mit Ausnahme in den Gemeinden). Die neue deutsche Zivilgesellschaft sollte von unten nach oben strukturiert sein. Darüber hinaus schrieb der Kreisauer Kreis über die Notwendigkeit für Verfassungs-änderungen, Bürgerrechte, Religionsfreiheit, Trennung der staatlichen Befugnisse und für die demokratische Integration Deutschlands in einem untereinander abhängigen Europa.

Dem Kreisauer Kreis war bewusst, dass sowohl der Krieg als auch das NS-Regime zu beenden seien, bevor der Wiederaufbau der deutschen Zivilgesellschaft beginnen konnte. Nichtsdestotrotz standen sie dem Einsatz von Gewalt sehr kritisch gegenüber; insbesondere Helmuth James von Moltke hatte starke Bedenken gegen den Versuch, Hitler zu töten. Vielmehr war er der Ansicht, es müsste ein Umfeld geschaffen werden, in dem Hitler nicht existieren könnte.

Zudem entwickelte der Kreisauer Kreis die Idee, dass das deutsche Volk die Täter des NS-Regimes durch nationale Gerichte bestrafen könnte. Dies sollte auch abschreckende Wirkung auf mögliche wiederkehrende Verbrechen haben. Der Kreis postuliert, dass ein vereintes Europa nur bestehen könne, wenn ganz Europa den gleichen grundlegenden Ethos und das gleiche moralische Interesse teilte.

"Für uns ist ein Nachkriegseuropa weniger eine Frage von Grenzen und Soldaten, von komplizierten Organisationen und großen Plänen. Vielmehr ist das neue Europa eine Nach-bildung des Bildes des Menschen aus den Herzen unserer Bürger."

Helmuth James von Moltke 1942 an seinen Freund Lionel Curtis.

Eine europäische Staaten-Allianz sollte demnach Deutschland und seine aktuellen Kriegsgegner, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion zusammenfassen. Es sollte auf den Prinzipien der westlichen Demokratien basieren, d.h. auf der Gerichtsbarkeit, christlichen Werten und Toleranz gegenüber anderen Religionen.

Weitere Informationen zu den einzelnen Mitgliedern des Kreisauer Kreises finden Sie auf der Seite der Kreisau-Initiative e.V.

Helmuth James Graf von Moltke

Peter Graf Yorck von Wartenburg

Alfred Delp

Horst von Einsiedel

Theodor Haubach

Hans Lukaschek

Carlo Mierendorff

Adolf Reichwein

Carl Dietrich von Trotha